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Geschichte der Kirche

Rosbach wurde 884 erstmals urkundlich erwähnt. Eine Kirche dürfte da schon vorhanden gewesen sein, da im Jahre 903 der Ober- und Nieder-Rosbacher Pfarrer wegen eines Streites an die Mutterkirche zu Straßheim gerufen wurde. Bauliche Angaben dazu gibt es aus dieser Zeit nicht.

Im 14. Jahrhundert wurde eine Kirche im frühgotischen Stil gebaut. Aus dieser Zeit stammt der untere Teil des Turmes.

1596 wurde unter Pfarrer Nicolaus Rieselius die baufällige Kirche abgerissen und ein neues Kirchenschiff erbaut und entsprechend ausgestattet. Auch dieses Kirchenschiff war 1742 unter Pfarrer Melchior Christoph Phasian in seinem „Umbständlichen Bericht “über das kirchliche Leben bereits als desolat und erheblich erneuerungsbedürftig beschrieben.

1756 war das Kirchenschiff so baufällig, das man dieses abriss und ein neues Kirchenschiff baute, das am 17.September 1757 geweiht wurde. Das Baujahr ist auf der Giebelseite im Westen zu sehen und wird durch handgeschmiedete Maueranker dargestellt.

Im Jahre 1857 wurde die Kirch innen erstmals grünglich renoviert.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Kirche in den Jahren 1946 bis 1949 in Intervallen renoviert. Die nächste größere Renovierung war 1971/1972. Hier wurde unter anderem der Turm so restauriert, wie er sich heute dem Kirchgänger darstellt.

Die Evangelisierung der Kirche

Ursprünglich war die Stadtkirche katholisch, ging aber nach dem Anschlag von Luthers 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg sehr zügig in die lutherische Kirche über. Dies ist Pfarrer Wolfgang Haber zu verdanken, der 1533, aus Friedberg vertrieben im damaligen kurhessischen Ober-Rosbach eine neue Heimat fand. Die Rosbacher Bevölkerung ließ sich durch seine Predigten, die er nicht nur in der Kirche hielt, schnell begeistern und seine Anhänger aus Friedberg pilgerten Sonntag für Sonntag nach Rosbach, um seine Predigten und Gottesdienste zu verfolgen. Dies gefiel den Friedberger klerus gar nicht und 1535 gab es ein Erlaß, der jedem Friedberger samt Frau, Kindern und Bediensteten verbot „gen Ruspach zu pilgern“. Derjenige, der das tat, mußte eine Strafe von 10 Gulden bezahlen und wenn er dies nicht tat, sollte er an den Pranger und am Leibe gestraft werden. Unbestätigten und nicht nachweisbaren Zahlen soll Friedberg über 5000 Gulden allein 1535 eingenommen haben. Wieviele am Pranger standen oder körperlich mißhandelt wurden, ist nicht überliefert, jedoch dürfte die Zahl erheblich höher als die der Zahlenden Personen gewesen sein.

Pfarrer Haber sorgte dafür, dass vieles aus der katholischen Kirche verschwand und eine ziemlich schmucklose Kirche wie von Luther erhofft entstand. Durch viele Anfeindungen gegen seine Frau und sich und um alle Gläubigen aus Rosbach und Friedberg zu schützen, ging er 1536 ins fernere hessische Ausland nach Dauernheim. Hier setze er sein Werk fort und starb am 2.1.1557.

Sein Nachfolger war Caspar Wenix, der 1525 dem katholischen Glauben den Rücken kehrte und hier auf die gute Vorarbeit des Wolfgang Haber die Evangelisierung und Reformation fortsetzen konnte. In vielen Gemeinden gab es bis zu 10 Gegenreformationen, in Rosbach keine. Pfarrer Wenix starb hier im Jahre 1550 nach 14 Jahren Kirchenarbeit in Luthers Sinne.

Seither ist die Kirche evangelisch. Nach dem 2. Weltkrieg wurden wegen der vielen Flüchtlinge auch wieder katholische Gottesdienste in der Stadtkirche abgehalten bis die katholische Gemeinde in der Lage war, eine eigene Kirche zu bauen.

Der Turm

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Das Auferstehungsfenster im Turm
Ralf Seiffermann
Ralf Seiffermann

Das untere Teil des Kirchturmes stammt aus der Frühgotik im 12. Jahrhundert. Bei der Renovierung Anfang der Siebziger Jahre wurden viele Putz- und Anstriche entfernt, sodaß die ursprüngliche Bemalung und Farbgebung der Halle wieder in Fragmenten zu sehen ist.
Neben Heiligenfiguren im Südfenster ist auf der Ostseite ein Marienbild zu sehen.

Man verzichtete bei der Renovierung auf die Vervollständigung der freigelegten Fragmente. Damit sind auch jetzt nur Teile der damaligen Turmgestaltung zu sehen.

Auf der Südseite des Turmes befinden sich zwei Nischen. Eine große, die wohl als Aufbewahrungsstelle des Abendmahlsgeschirrs diente und eine kleine, die eine Piscina enthält.
Dies ist ein Abfluß für Weihwasser und übriggebliebenen Meßwein, der auf den damaligen Kirchhof führte und als Labsal für die dort bestatteten Toten diente. Auch wurde diese Nische wohl als „Spüle“ für das Abendmahlsgeschirr benutzt, denn auch das Spülwasser war gesegnet.

Der Kirchturm selbst war bis 1714/1715 spitz. Erst in diesen Jahren ließ die Stadt den Turm aufstocken und die drei Welschen Hauben aufsetzen, so wie wir den Kirchturm jetzt kennen.

An dieser Aufstockung ist noch der Ansatz der Kirche von 1596 zu sehen (auf dem Dachboden des Kirchenschiffes).
Die neueste Änderung im Turm ist erst rund 10 Jahre alt. Es ist das Auferstehungsfenster auf der Ostseite.
Gestaltet und entworfen von der Rosbacher Künstlerin Hannelore Clemenz-Rau und ausgeführt von der Ossenheimer Firma Glatt-Glas wurde dieses Fenster eingebaut, um in der Kirche den Weg Jesu vom Tod am Kreuz bis zur Auferstehung und Heimkehr in das Reich Gottes zu vervollständigen. Dies geschieht nicht durch gegenständliche Darstellung, sondern wird in den Farben des Bleikristallfensters symbolisiert.
Im unteren Teil des Fensters ist die Erde in Blau-, Grün und Brauntönen dargestellt, im Mittleren Teil der Himmel mit zwei kleinen roten Scheiben, die das Blut und Leid Jesus symbolisieren und der obere Teil die Helligkeit und die Ewigkeit in Gottes Himmelreich.

Die Glocken

JT

Im Turm wurden seit jeher Glocken aufgehängt. Ursprünglich hing nur 1 Glocke im Turm. Diese Gebetsglocke läutete seinerzeit das erste Mal um 4 Uhr morgens, dann um 11 Uhr mittags und am 20 Uhr abends. Dies dauerhaft bis 1594. In diesem Jahr fiel das 4 Uhr läuten weg und es wurde das 12 Uhr läuten eingeführt. Während des 30-jährigen Krieges kamen 1631 eine zweite, die um 10 Uhr und 1632 eine dritte, die um 17 Uhr läutete. Diese beiden Glocken fielen im Jahre 1917 den Rüstungszwecken des 1. Weltkrieges zum Opfer. Bis Ende 1920 läutete nur die kleine Gebetsglocke zu allen Anlässen. Im Jahre 1889 wurde die Gebetsglocke neu gegossen, da die alte bei dem Trauerläuten zum Tode von Kaiser Wilhelm I. gesprungen war. 1886 war bereits die mittlere Glocke ersetzt worden, da diese auch einen Sprung hatte.

Nach dem 1. Weltkrieg wurden 3 Gußstahlglocken von der Firma Buderus gegossen und im Turm aufgehängt. Diese Glocken waren in den Tonarten es, g und b gestimmt. Im Rahmen der großen Kirchenrenovierung 1971/1972 wurden neue Glocken aus Bronzeguß beschlossen. Diese wurden im Turm eingebaut. 2 Stahlglocken wurden an Rosbacher Bürger versteigert und stehen heute in der Hintergasse und in der Bahnhofstraße. Die große Glocke steht vor dem Turm auf der Südseite zwischen Turmeingang und Blücherlinde.

Heute wird um 10 Uhr, Um 17 Uhr und um 20 Uhr geläutet. Seit dem 4. Dezember 1933 gibt es das Totenläuten, das den Sterbefall eines Bürgers anzeigt. Dieses „Kleppen“ erfolgt entweder morgens um 9:45 Uhr oder nachmittags um 16:45 Uhr.
Mögen unsere Glocken immer in friedlicher Absicht erklingen und niemals mehr für Kriege oder kriegerische Zwecken dienen, wie dies in der Vergangenheit öfter mal der Fall war.

Die Turmuhr

Eine Uhr gab es schon im Mittelalter. Auf der Südseite des Turmes war eine Sonnenuhr angebracht. Eine Uhr, die nur die Stunden anzeigte, war im oberen Teil des Turmes untergebracht. Das Uhrwerk spielte eine Rolle im Skandal um den Organisten Anton Raab. Dies alte Uhrwerk wurde 1869 durch ein neues ersetzt, welches am 27. Juli 1869 durch Blitzeinschlag so stark beschädigt wurde und aufwändig repariert werden mußte.. Zu dieser Zeit waren zwei Uhren im Turm angebracht. Anläßlich der Turmrenovierung im Jahre 1952 wurde die Turmuhr zusammen mit den Glocken elektrifiziert und zwei weitere Zifferblätter eingebaut. Damit kann die Uhrzeit am Kirchturm aus allen vier Himmelsrichtungen abgelesen werden. Mit dem elektischen Antrieb von Uhr und Glocken wurden die Viertelstundenschläge mit der 2. Glocke, einmal die volle Stunde mit der zweiten Glocke und ein zweites mal die volle Stunde mit der großen Glocke eingeführt und wird bis heute beibehalten.

Ausstattung der Kirche mit Sehenswürdigkeiten.

Ralf Seiffermann
Ralf Seiffermann
Ralf Seiffermann
Ralf Seiffermann

In der Kirche sind einige Sehenswürdigkeiten vorhanden, die alt oder neu, häufiger oder auch äußerst selten sind.

Wenn man auf der Westseite durch den Eingang kommt, fällt zuerst die Barockorgel aus dem Jahre 1758 auf. Alles über die Orgel ist in einem gesonderten Bericht auf der Homepage zu lesen. 

Dann fällt der Blick auf das Kreuz mit einem sehr realistisch geschnitztem Jesus. Dieses Kreuz stammt wohl aus dem 15. Jahrhundert. Wer dieses Kruzifix geschaffen hat, ist nicht bekannt. Auffällig und selten an dem Kruzifix ist das Kreuz an und für sich. Es handelt sich um ein hölzernes T, das erst durch den Aufstatz „INRI“ die Kreuzform erhält. In dieser Machart soll es in Deutschland nur noch ein weiteres Kreuz geben. 

Aus der Vorgängerkirche wurde die Kanzel, die aus dem Jahre 1714/15 stammt übernommen und wurde auf der Südseite hinter dem „Hochzeitsportal“ postiert. Der Schalldeckel der Kanzel wurde einmal geändert. Dieser hatte ursprünglich einen Pelikan, der seine Jungen mit dem Blut aus einer Brustwunde fütterte, als Krönung. Im Jahre 1857 wurde dieser durch das jetzt zu sehende Kreuz ersetzt.

Im Kirchenschiff befindet sich ein Opferstock aus dem Jahre 1760, der durch den Rosbacher Metallbauer Gerhard Bouschka renoviert wurde und mit einem Geldspendenaufsatz versehen wurde und jetzt wieder seiner Bestimmung folgt.

Es sind mehrere Grabsteine im Kirchenschiff aufgestellt bzw. verankert oder gelegt. Diese sind aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Nachweislich wurde jedoch nur 1 Person in der Kirche bestattet. Dieses war aber kein Pfarrer oder sonstiger Adliger. Warum jener Mann in der Kirche bestattet wurde, ist nicht so ganz schlüssig und auch nur vage überliefert.

Hinter dem Taufstein befindet sich ein Denkmal eines Grazer Künstlers. Es stellt ein Paar mit Ihrem „Sternenkind“ da und wurde vor einigen Jahren über die Stiftung angeschafft. Dieses Denkmal soll Eltern, die ein Kind vor, während oder nach der Geburt verloren haben, einen Platz zum Andenken an diese kleinen Seelen geben, die jetzt in Gottes Hand sind. 

Auf der Nordseite im jetzt zugemauerten Portal befindet sich ein Kerzenständer für Teelichter.

Dieser ist in Form der Weltkugel mit einem aufgesetzten Kreuz vom Rosbacher Metallbauer Bouschka auf Wunsch der Kirchengemeinde erstellt worden. Es ist ein 1 zu 1 Nachbau des Kerzenständers aus der Elisabethkirche in Marburg. Viele nutzen die Gelegenheit, hier eine Kerze anzuzünden und für jemanden oder etwas zu beten.

Dem Kirchenbesucher fällt auch der meist links hinter dem Altar  stehende Salonflügel der Firma Blüthner aus dem Jahre 1901 auf. Dieser ist eine Spende eines Rosbacher Bürgers und hat gerade jetzt in dieser Coronazeit ein Hoch erlebt. Seitdem dieser Flügel in der Kirche steht, wird dieser gerne zur Begleitung und bei diversen Veranstaltungen von verschiedenen Gruppen genutzt.

Im Turm in einer Vitrine befindet sich das alte Abendmahlsgeschirr der Stadtkirchengemeinde. Das älteste Teil ist ein vergoldeter Abendmahlskelch aus dem Jahre 1591, 6 große Zinnkannen aus dem Jahre 1741 sowie einige Kleinteile ebenfalls aus dieser Zeit. 

Der Altar und der Taufstein wurden 1956 unter Pfarrer Dondorf in einer sehr modernen Form in das alte Kirchenschiff eingebaut und harmoniert trotz der Schlichtheit gut mit der gesamten Kirche.

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